Storytelling geschieht ganz natürlich
Wir alle haben die Tendenz, unsere Alltagserfahrungen zu erklären, indem wir einzelne Begebenheiten und Umstände zu Geschichten verknüpfen. Das Erschaffen und Teilen von Geschichten bezeichnet man im Englischen mit Storytelling. Es entsteht durch zutiefst menschliche Eigenart, dem einen Sinn zu geben, was uns im Leben begegnet. Wir alle tun dies also ganz natürlich. Aber wie genau sieht das aus?
Beispiel: Die Geschichte von Lars
Dieses Beispiel kann uns helfen, das Ganze besser zu verstehen:
Nehmen wir an, Du hast einen Bekannten namens Lars. Er wurde neulich von seinem Chef Tom entlassen. Du weißt, dass Lars immer sehr hart gearbeitet hat und findest das daher ungerecht. Du bist Dir daher sicher, dass Tom Lars nur entlassen hat, weil er ihn nicht wirklich mochte. Wie auch immer – jetzt hat Lars wenigstens die Möglichkeit, einen besseren Job mit netterer Führungskraft zu finden.
Storytelling ist unser Weg, dem Leben Sinn zu geben
Was ist gerade passiert?
Die Realität ist einfach: Lars hat seinen Job verloren. Der Rest ist eine Geschichte. Sie entstand als versucht wurde, den Jobverlust zu erklären. Die Geschichte verbindet Ereignisse der Vergangenheit (Tom mochte Lars nicht), der Gegenwart (Lars verliert seinen Job) und einer angenommenen Zukunft (Lars kann jetzt einen besseren Job finden).
Es ist die Natur des menschlichen Verstands, Erklärungen für die Ereignisse zu finden, die uns im Leben begegnen. Und diese Ereignisse zu verknüpfen.
In anderen Worten: Wir erschaffen permanent Geschichten.

Storytelling im Lernkontext
Storytelling scheint demnach ein natürlicher Mechanismus zu sein, mit dem wir Menschen unser alltägliches Leben erklären.
Da wir uns im Leben auch permanent weiterentwickeln und Neues hinzulernen, können wir uns an dieser Stelle fragen:
Wie kann Storytelling uns helfen, das Lernen attraktiver zu machen?
Betrachten wir hierfür zunächst eine interessante Parallele zwischen Storytelling und dem Lernen:
Jeder Lernprozess ist ein Wachstumsprozess.
Ein Wachstumsprozess wiederum ist die Grundzutat jeder spannenden Geschichte.
Warum ist das so?
Eine Geschichte beinhaltet immer, etwas Neues zu erfahren und dadurch auch etwas Neues zu lernen (= zu wachsen).
Das Grundrezept dazu ist einfach. Ein/e Protagonist/in verlässt die persönliche Komfortzone und wagt Neues. Dadurch lernt sie / er hinzu, wächst an dem Erlebten und integriert diese Erfahrungen. Schließlich ist sie / er am Ende der Geschichte eine (oft positiv) veränderte Person.
Die Lernreise

Um kraftvolle und attraktive Lernerfahrungen zu schaffen, können wir den Lernprozess selbst als Geschichte betrachten.
Diese Geschichte könnten wir „Die Lernreise“ / „The Learner’s Journey“ nennen. (Bastian Küntzel).
Wenn wir Wissen oder Fähigkeiten zu einem Thema vermitteln wollen, können wir fragen:
„Welche Art von (Lern-)Reise würde einer lernenden Person die idealen Erfahrungen für das bieten, was sie lernen möchte?“
Ein großer Vorteil dieser Herangehensweise ist, dass sie sehr lernerzentriert ist.
Das geschieht quasi automatisch, da die lernende Person in dieser (Lern-)Geschichte die Heldin / der Held ist.
Bist Du interessiert daran, künftig mehr darüber zu erfahren, wie Lernerfahrungen auf diese Weise gestaltet werden können?
Ich möchte in weiteren Blogbeiträgen noch stärker auf dieses Thema eingehen.
Buchempfehlung
Dieser Blogbeitrag wurde durch das Buch “The Learner’s Journey” von Bastian Küntzel inspiriert. Wenn Du das Thema spannend findest, möchtest Du vielleicht Dein eigenes Exemplar erwerben. 😊